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Vom Selbstmanagement zur erfolgreichen Teamführung: Best Practices

Vom Selbstmanagement zur erfolgreichen Teamführung: Best Practices

Wie soll man ein Team führen, wenn man sich selbst nicht im Griff hat? Selbstmanagement – also die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, zu fokussieren und auch in stressigen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren – ist mehr als nur ein netter Soft Skill. Es ist die Basis für glaubwürdige und wirksame Führung.

Doch der Übergang von der Selbstführung zur wirksamen Teamführung ist kein Selbstläufer. I In diesem Artikel zeigen wir, wie Selbstmanagement und erfolgreiche Teamführung zusammenhängen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt und welche konkreten Ansätze Führungskräfte daraus ableiten können.

Was Selbstmanagement wirklich bedeutet – und warum es für Führungskräfte unverzichtbar ist

Bevor das Thema Selbstmanagement zur Sprache kommt, werfen wir einen Blick auf die Definition des Konzepts, die von den US-amerikanischen Führungsforschern Charles Manz und Henry Sims [2] im Jahr 1980 geprägt wurde. Sie beschreibt Selbstmanagement als einen Satz von behavioralen und kognitiven Strategien, die Individuen helfen,

  • ihre Umgebung zu strukturieren,
  • Selbstmotivierung aufzubauen bzw. zu erhalten
  • Verhalten zu erleichtern, welches angemessen für die Erreichung von Leistungsstandards ist.

Die Autoren betonten, dass wenn man andere führen will, muss man zuerst lernen, sich selbst zu führen.

Unter Selbstmanagement verstehen Martin König und Cornelius Kleinmann [1] alle Bemühungen einer Person, das eigene Verhalten zielgerichtet zu beeinflussen. Selbstmanagement beginnt dort, wo Menschen sich bewusst für Verhaltensweisen entscheiden, die kurzfristig weniger attraktiv erscheinen, aber langfristige Vorteile versprechen. Ein klassisches Beispiel ist die Joggerin, die sich im Regen zum Training aufrafft, um in einigen Monaten einen Marathon zu laufen. Charakteristisch für Selbstmanagement ist das Setzen von Zielen, das Geben von Selbstinstruktionen und die bewusste Belohnung für Zielerreichung.

Welche Kompetenzen Sie wirklich brauchen

Nach Charles Manz und Henry Sims [2] gehören zu den zentralen Fähigkeiten, die effektives Selbstmanagement ausmachen, unter anderem:

  1. Selbstbeobachtung. Reflexion eigener Gedanken, Emotionen und Handlungen.
  2. Selbstbewertung. Vergleich des eigenen Verhaltens mit persönlichen Standards oder Zielen.
  3. Selbstverstärkung (Selbstbelohnung/-bestrafung). Motivation durch bewusste Konsequenzen für eigenes Verhalten.
  4. Zielsetzung und Selbstinstruktion. Eigene Ziele setzen, durch mentale Anleitungen („Selbstgespräche“) steuern.
  5. Umweltgestaltung. Äußere Bedingungen so beeinflussen, dass gewünschtes Verhalten erleichtert wird.

Außerdem gibt es weitere Kernkompetenzen des Selbstmanagements, die wissenschaftlich und praktisch vielfach beschrieben wurden. Hier einige zusätzliche, häufig genannte:

  1. Zeitmanagement: Die Fähigkeit, den eigenen Tagesablauf realistisch zu planen und produktiv zu strukturieren.
  2. Priorisierung: Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können, um Energie gezielt einzusetzen.
  3. Selbstreflexion: Regelmäßige und ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten, den eigenen Zielen und der Wirkung auf andere.

Darum profitieren Unternehmen von starkem Selbstmanagement

Aus Sicht von Unternehmen ist Selbstmanagement nicht nur ein Zeichen von Reife und Eigenverantwortung, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil. Mitarbeitende, die sich selbst steuern können, benötigen weniger Kontrolle, verursachen geringere Führungskosten und entlasten ihre Vorgesetzten. Gleichzeitig reduziert sich das Risiko von Fehlattributionen: Wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, neigt weniger dazu, Misserfolge anderen oder den Umständen zuzuschreiben.

Führungskräfte, die selbst effektiv Selbstmanagement-Verfahren anwenden, dienen als Vorbilder. Mitarbeitende werden die Standards für Selbstverstärkung übernehmen, die sie bei vorbildlichen Modellen beobachten. Aus Sicht von Führungskräften wird das Verhalten anderer häufig auf persönliche Eigenschaften zurückgeführt („Er hat einfach die falsche Einstellung“), während das eigene Verhalten eher mit äußeren Umständen erklärt wird. Wer jedoch im Sinne des Selbstmanagements Verantwortung für das eigene Verhalten übernimmt, kann solche Wahrnehmungsverzerrungen deutlich reduzieren.

Auch dysfunktionales Selbstmanagement ist möglich – etwa dann, wenn Führungskraft sich selbst überfordern oder dauerhaft unter Druck setzen. Unrealistisch hohe Ziele oder fehlende Selbstreflexion können schnell zu Frustration führen.

Von den Besten lernen: Strategien erfolgreicher Führungskräfte

Das Selbstmanagement von Dee Hock, dem Gründer von VISA, war zutiefst geprägt von radikaler Selbstführung, systemischem Denken und dem Prinzip, Führung von innen nach außen zu verstehen. Er glaubte fest daran, dass effektive Führung mit der eigenen Person beginnt – mit der Fähigkeit, sich selbst zu managen, bevor man andere führen kann.

Dee Hock sagte:

Wenn du führen willst, investiere mindestens 40 % deiner Zeit in das Management deiner selbst – deiner Ethik, deines Charakters, deiner Prinzipien, deines Zwecks, deiner Motivation und deines Verhaltens. Investiere mindestens 30 % in den Umgang mit denen, die über dir stehen, und 15 % in das Management deiner Kollegen.

Für ihn war klar: Wer führen will, muss zuerst die eigene Denkweise, Emotionen, Werte und Impulse im Griff haben. Selbstreflexion, Achtsamkeit und persönliche Integrität standen bei ihm an erster Stelle. Dee Hocks Selbstmanagement beruhte auf einem tiefen Wertegerüst – Ethik, Verantwortung, langfristige Orientierung. Entscheidungen traf er nicht aus kurzfristigem Eigennutz, sondern aus Überzeugung und mit Blick auf das große Ganze.

Indra Nooyi, Amazon Board Member und ehemalige PepsiCo-CEO, betonte:

Der Abstand zwischen der Nummer Eins und der Nummer Zwei ist immer konstant. Wenn man die Organisation verbessern will, muss man sich selbst verbessern – und die Organisation wird mit nach oben gezogen. Das ist eine wichtige Lektion. Ich kann nicht erwarten, dass sich die Organisation verbessert, wenn ich mich selbst nicht verbessere und sie mit nach oben ziehe, denn dieser Abstand bleibt konstant.“

Auf diese Weise entsteht eine Kultur des Wachstums – nicht durch Druck von oben, sondern durch Inspiration von innen. Es ist entscheidend, selbst den ersten Schritt zu tun und ein Vorbild zu sein, statt nur von anderen Veränderungen zu erwarten.

Selbstmanagement entwickeln: Mit diesen Tools gelingt es

Zentrale Instrumente des Selbstmanagements sind Selbstbeobachtung, Zielsetzung und der bewusste Umgang mit Hinweisreizen. In Teams kann diese Selbstreflexion zum produktiven Austausch führen: Wer seine Ziele offen teilt und klare Prioritäten setzt, erleichtert Abstimmung und fördert gegenseitige Unterstützung. Auch das bewusste Gestalten von Reizen (z. B. Fokusphasen ohne E-Mail-Check oder klar strukturierte Arbeitsecken) kann helfen, gemeinsame Arbeitsstandards zu etablieren. So wird individuelles Selbstmanagement zum Fundament kollektiver Leistungsfähigkeit.

Selbstverstärkung – also die gezielte Belohnung nach Zielerreichung – fördert Eigenverantwortung und Motivation. Im Teamkontext können solche Selbstbelohnungen sogar geteilt oder ritualisiert werden, etwa in Form von Mini-Feiern nach Projekterfolgen. Mentales Training – wie das gedankliche Durchspielen schwieriger Gesprächssituationen oder Präsentationen – stärkt nicht nur die einzelne Person, sondern auch die Gesamtwirkung des Teams. Die Rolle der Führungskraft verändert sich dadurch: Statt detaillierter Steuerung steht nun die Aufgabe im Vordergrund, Rahmenbedingungen zu schaffen, Selbststeuerung zu fördern und Entwicklung aktiv zu begleiten

Das Wichtigste zum Selbstmanagement auf einen Blick

Selbstmanagement ist keine optionale Fähigkeit, sondern eine fundamentale Voraussetzung für effektive Führung. Wer in der Lage ist, sich selbst zu führen, wird nicht nur persönlicher erfolgreich sein, sondern auch in der Lage sein, andere auf ihrem Weg zum Erfolg zu begleiten.

Wenn Sie diese Kompetenzen weiterentwickeln und gezielt in Ihrem Führungsalltag einsetzen möchten, bietet unser Workshop Führen mit persönlichem Stil wertvolle Impulse.

Quellen:

  1. Manz, C. C., & Sims Jr, H. P. (1980). Self-management as a substitute for leadership: A social learning theory perspective. Academy of Management review, 5(3), 361-367.
  2. König C. J., Kleinmann M. Selbstmanagement. In H. Schuler (Hrsg.), Lehrbuch der Personalpsychologie. S. 332-348. 

 

Die 5 Säulen effektiver Selbstführung für Führungskräfte

Die 5 Säulen effektiver Selbstführung für Führungskräfte

Führung fängt nicht bei anderen an, sondern bei sich selbst. In einer Arbeitswelt, die sich ständig verändert und in der Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle zur Normalität werden, stehen Führungskräfte vor neuen Herausforderungen. Wie motiviert man sich selbst? Wie bleibt man engagiert und fokussiert? Hier setzt das Konzept der Selbstführung an. 

Ada Sil Patterer et al. von der Universität Wien haben im Jahr 2024 eine Studie mit 240 Mitarbeitenden durchgeführt, die wichtige Erkenntnisse darüber liefert, wie Selbstführungsstrategien das Arbeitsengagement von Beschäftigten in flexiblen Arbeitsmodellen beeinflussen.

Studie bestätigt: Selbstführung fördert Engagement und Leistungsfähigkeit

Die Wissenschaftlerin untersuchte, ob und wie die tägliche Anwendung von Selbstführungsstrategien das Arbeitsengagement von Mitarbeitern beeinflusst, die zwischen Homeoffice und Büroarbeit wechseln. Der Hintergrund der Studie ist der zunehmende Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen und die Notwendigkeit, das Arbeitsengagement in beiden Umgebungen aufrechtzuerhalten.

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass Mitarbeiter Selbstführungskompetenzen lernen und dass die Strategien an die jeweilige Arbeitsumgebung angepasst werden. Die Studie liefert Unternehmen und Führungskräften wichtige Anhaltspunkte, wie sie die Produktivität ihrer Mitarbeiter in einer zunehmend flexiblen Arbeitswelt fördern können.

Im Folgenden finden Sie die wichtigsten fünf Säulen, die jede Führungskraft beherrschen sollte, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Sie erhalten praktische Beispiele, wie Sie die Erkenntnisse in ihrem Alltag umsetzen.

1. Selbstzielsetzung: Klare Ziele als Wegweiser für Selbstführung

Die Grundlage jeder erfolgreichen Selbstführung ist die Fähigkeit, klare und erreichbare Ziele zu setzen. Mit der SMART-Methode (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert) können Sie Ihre Ziele so formulieren, dass sie greifbar und motivierend sind.
Die Studie zeigt, dass gerade im Homeoffice, wo weniger externe Strukturen vorgegeben sind, die Fähigkeit zur Selbst-Zielsetzung besonders wichtig ist und zu einer höheren Arbeitszufriedenheit führt.

  • Beispiel: Statt „Ich möchte produktiver sein“ könnten Sie sagen: „Ich werde bis Freitag drei Berichte fertigstellen und sie meinem Team präsentieren.“

  • Vorteil: Klare Ziele geben Ihnen Orientierung und helfen dabei, Prioritäten zu setzen. Als Führungskraft können Sie diese Methode auch nutzen, um die Zielsetzung Ihrer Mitarbeiter zu optimieren.

2. Selbstbelohnung: Verstärkung positiver Verhaltensweisen

Selbstführung bedeutet auch, sich selbst zu motivieren und Verhaltensweisen gezielt zu steuern. Motivation ist ein Schlüsselfaktor für anhaltenden Erfolg, deshalb spielt die Selbst-Belohnung  hierbei eine entscheidende Rolle. Indem wir uns für erreichte Ziele oder gut erledigte Aufgaben bewusst belohnen – sei es mit einer kurzen Pause, einem kleinen Genuss oder einem Moment der Anerkennung – stärken wir positive Verhaltensweisen und steigern unsere intrinsische Motivation.  Ebenso wichtig ist es jedoch, sich selbst zu korrigieren, wenn bestimmte Verhaltensweisen nicht zielführend sind.

  • Beispiel: Nach einer erfolgreichen Präsentation gönnen Sie sich einen Spaziergang oder eine Tasse Kaffee. Wenn Sie jedoch feststellen, dass Sie Aufgaben aufschieben, setzen Sie klare Konsequenzen wie das Ausschalten von Ablenkungen.

  • Vorteil: Diese Strategie hilft Ihnen dabei, Ihre Motivation aufrechtzuerhalten und Ihre Produktivität langfristig zu steigern.

3. Selbststeuerung durch Erinnerungen: Fokus behalten

Kleine Erinnerungen und Hinweise können im Arbeitsalltag Wunder wirken. Selbststeuerung erfordert oft kleine Hilfsmittel, um den Fokus nicht zu verlieren – besonders in stressigen Zeiten oder bei komplexen Aufgaben. Ob es sich um Notizen am Bildschirm, wiederkehrende Termine im Kalender oder bewusst geschaffene Routinen handelt – Selbst-Anweisungen helfen, den Fokus zu behalten und sich an wichtige Aufgaben zu erinnern.

  • Beispiel: Erstellen Sie eine To-do-Liste für Ihren Arbeitstag oder nutzen Sie Erinnerungsfunktionen in Ihrem Smartphone, um wichtige Deadlines einzuhalten.
  • Vorteil: Diese Strategie minimiert Ablenkungen und sorgt dafür, dass Sie effizient arbeiten – sowohl im Homeoffice als auch im Büro.

4. Visualisierung: Erfolg vor Augen haben

Visualisierung ist eine kraftvolle Methode der Selbstführung, darum sollte nicht die Kraft der Vorstellungskraft unterschätzt werden. Sich im Geiste ein erfolgreiches Ergebnis vor Augen zu führen, kann die tatsächliche Leistung positiv beeinflussen. Diese Technik hilft, Ängste abzubauen, Selbstvertrauen aufzubauen und die Handlungen auf den Erfolg auszurichten. Auch diese Säule der Selbstführung zeigt eine stärkere positive Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit. Indem Sie sich vorstellen, wie Sie Ihre Ziele erreichen oder Herausforderungen meistern, stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Motivation.

  • Beispiel: Stellen Sie sich vor einem wichtigen Meeting vor, wie Sie souverän sprechen und positive Rückmeldungen erhalten. Diese mentale Vorbereitung kann Ihre Leistung erheblich verbessern.

  • Vorteil: Visualisierung hilft Ihnen dabei, sich mental auf Erfolg einzustellen und Stress abzubauen.

5. Selbstbeobachtung: Reflexion als Schlüssel für Selbstführung 

Eine der wichtigsten Säulen der Selbstführung ist die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung. Reflektieren Sie regelmäßig Ihr Verhalten und Ihre Fortschritte – sei es durch Journaling oder das Tracking von Aufgaben mit digitalen Tools. Die Studie liefert eine wichtige Erkenntnis: Selbst-Bestrafung, also das Sich-selbst-Herunterziehen bei Fehlern oder schlechter Leistung, wirkt sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit aus. Stattdessen ist ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und die Fokussierung auf Lernmöglichkeiten zielführender.

  • Beispiel: Nehmen Sie sich nach einem wichtigen Meeting einen Moment Zeit, um zu überdenken, wie es gelaufen ist. Was haben Sie gut gemacht? Was hätten Sie anders sagen oder tun können? Analysieren Sie dies ohne Selbstanklage.

  • Vorteil: Durch Selbstbeobachtung erkennen Sie Muster in Ihrem Verhalten und können gezielt Anpassungen vornehmen.

Fazit

Die fünf Säulen der Selbstführung – Zielsetzung, Selbstbelohnung, Steuerung durch Erinnerungen, Visualisierung und Selbstbeobachtung – bieten Führungskräften eine strukturierte Methode zur Verbesserung ihrer eigenen Effektivität und zur Inspiration ihrer Teams. Indem Sie diese Strategien täglich anwenden, können Sie nicht nur Ihre eigene Leistung steigern, sondern auch ein Vorbild für Ihre Mitarbeiter sein.

Andere zu kennen ist Intelligenz; sich selbst zu kennen ist die wahre Weisheit. Andere zu beherrschen ist Stärke; sich selbst zu beherrschen ist wahre Macht.

Dieses Prinzip von Laozi zeigt uns: Der Schlüssel zu wahrer Führung liegt in der bewussten Arbeit an sich selbst.

Selbstführung ist keine einmalige Aufgabe – sie ist ein kontinuierlicher Prozess der Entwicklung und Anpassung. Beginnen Sie noch heute damit, diese fünf Säulen in Ihren Alltag zu integrieren! Melden Sie sich jetzt an und entdecken Sie Ihren Motiv- und Werte-Kompass für eine erfolgreiche Selbstführung mit Workshop von COAWORKS Selbstführung mit Persönlichkeit.

Quelle:

 
Patterer, A. S., Keller, A. C., Woharcik, K., & Kühnel, J. (2024). Daily use of self-leadership strategies and employee work engagement while working from home and the office. Scientific Reports, 14(1), 20558. https://www.nature.com/articles/s41598-024-71432-0

Wie Sie im Arbeitsalltag ihre Willenskraft stärken und Leistung steigern

Wie Sie im Arbeitsalltag ihre Willenskraft stärken und Leistung steigern

Willenskraft ist eine entscheidende Ressource für den langfristigen Erfolg von Teams. Gerade bei anspruchsvollen Projekten zeigt sich: Auch hochmotivierte Mitarbeitende stoßen manchmal an ihre Grenzen. Moderne Führungskräfte stehen daher vor der spannenden Aufgabe, die mentale Ausdauer ihrer Teams gezielt zu fördern. Dabei sollten sie das sensible Gleichgewicht zwischen Leistung und Wohlbefinden nicht gefährden.

Doch was genau macht den Unterschied zwischen Teams aus, die ihre mentale Stärke auch in herausfordernden Phasen bewahren können, und solchen, deren Energie vorzeitig erschöpft ist? Die Antwort liegt in dem komplexen Zusammenspiel von Motivation und Willenskraft. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Zusätzlich bekommen sie Aufgaben und geben praktische Tipps für die Anwendung am Arbeitsplatz.

Die Verbindung zwischen Motivation und Willenskraft

Motivation ist der innere Antrieb oder die Bereitschaft, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie umfasst die Gründe und Ziele, die eine Person zu einer Handlung veranlassen. Sie gibt die Richtung und den Grund für unser Handeln vor. Ohne Motivation fehlt die Energie, ein Ziel zu verfolgen oder eine Aufgabe zu beginnen.
 
Willenskraft, auch Selbstdisziplin genannt, ist die Fähigkeit, sich trotz Ablenkungen zu konzentrieren. Sie spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Motivation in konkrete Handlungen umzusetzen und langfristige Ziele zu erreichen. Deshalb sind Motivation und Willenskraft eng miteinander verbunden. Sie sind zwei entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Bewältigung von Aufgaben.
 
Es braucht sowohl Motivation als auch Willenskraft, um erfolgreich zu sein, da sie sich gegenseitig ergänzen: Motivation als Startpunkt und Willenskraft für Durchhaltefähigkeit. Das ist Interdependenz: Ohne Motivation fehlt oft die Richtung und der Sinn, was Willenskraft allein nicht kompensieren kann. Umgekehrt kann hohe Motivation ohne Willenskraft zu unvollendeten Aufgaben und Frustration führen, da sie an Durchhaltevermögen mangelt.
 
Ein tieferes Verständnis der Verbindung zwischen Motivation und Willenskraft erhält man durch die Betrachtung psychologischer Theorien.
 
Die Selbstbestimmungstheorie [1] betont die Bedeutung der intrinsischen Motivation. Diese wird durch die Befriedigung grundlegender psychologischer Bedürfnisse wie Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit gefördert. In diesem Kontext wird Willenskraft als ein Mittel betrachtet, um Verhalten auch bei niedriger intrinsischer Motivation zu regulieren und an Zielen festzuhalten.
 
Die Ego-Depletion-Theorie von Roy Baumeister [2] schlägt vor, dass Willenskraft eine begrenzte Ressource ist. Intensive oder langwierige Selbstkontrolle kann diese Ressource erschöpfen. Die Theorie hebt die Bedeutung von Erholung und Regeneration hervor, um die Willenskraft aufrechtzuerhalten und langfristig effektive Selbstkontrolle zu ermöglichen. Regelmäßige Pausen, ausreichender Schlaf und Erholungsphasen sind daher entscheidend, um die begrenzten Reserven der Willenskraft wieder aufzufüllen.
 

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu Willenskraft stärken

Die Neurowissenschaften haben gezeigt, dass Motivation und Willenskraft komplexe Prozesse sind, die mehrere Gehirnregionen und Neurotransmitter beteiligen. Der präfrontale Kortex, der im vorderen Bereich des Gehirns liegt, spielt eine entscheidende Rolle bei der Selbstkontrolle und langfristigen Planung. Studien haben gezeigt, dass ein gut funktionierender präfrontaler Kortex die Willenskraft stärkt. Das limbische System, zu dem der Nucleus accumbens gehört, ist zentral für die Motivation. Der Nucleus accumbens, Teil des limbischen Systems, ist für die Belohnungsverarbeitung verantwortlich, da Dopamin als Belohnungs- und Motivationsverstärker wirkt.

Diese beiden Systeme arbeiten zusammen, um effektives Verhalten zu ermöglichen. Der präfrontale Kortex und das limbische System können als gegensätzliche, aber komplementäre Partner betrachtet werden. Während der präfrontale Kortex für rationale und logische Entscheidungsfindung zuständig ist, verarbeitet das limbische System emotionale Informationen und reagiert schnell auf Belohnungen und Bedrohungen. Eine optimale Koordination zwischen diesen beiden Systemen führt zu besseren Entscheidungen und stärkerer Willenskraft​ [4].

Wie lassen sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis nutzen? Ein erfolgreiches Beispiel aus der betrieblichen Praxis zeigt, wie man die Willenskraft systematisch stärken kann: In einem mittelständischen Unternehmen führten wir das Konzept der „Stillen Stunde“ eingeführt – ein festgelegter Zeitraum, in dem keine Meetings stattfinden und keine E-Mails bearbeitet werden. Diese ungestörte Zeit ermöglichte es den Mitarbeitenden, sich vollständig auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren. Besonders wirksam war dabei der schrittweise Ansatz: Die ursprünglich einstündige „Auszeit“ wurde wöchentlich um 10 Minuten reduziert. Nach sieben Wochen hatten die Mitarbeitenden gelernt, auch im normalen Arbeitsalltag besser mit Ablenkungen umzugehen und ihre Willenskraft gezielter einzusetzen.

Der Erfolg dieses Ansatzes zeigt: Willenskraft lässt sich durch gezielte Maßnahmen trainieren. Doch wie bei jedem Training gilt auch hier: Regelmäßige Übung ist der Schlüssel zum Erfolg.

 

Von Marshmallows lernen: im Alltag Willenskraft stärken

Das bekannte Marshmallow-Test-Experiment [3] wurde mit Kindern im Alter von etwa 4 bis 6 Jahren durchgeführt. Die Kinder wurden in einen Raum gebracht, wo sie an einem Tisch saßen. Auf dem Tisch lag ein Marshmallow. Der Versuchsleiter sagte dem Kind, dass es den Marshmallow sofort essen kann. Das Kind kann auch warten, bis der Versuchsleiter nach 15 Minuten zurückkommt. Und wenn das Kind wartet, bekommt es einen zweiten Marshmallow. Der Versuchsleiter ging raus und beobachtete und notierte, was die Kinder machten. Einige Kinder aßen den Marshmallow sofort, andere versuchten, sich abzulenken.

Das Experiment zeigte: Wer sich selbst im Griff hat und auf die Belohnung wartet, hat mehr Erfolg und Wohlbefinden. Diese Fähigkeit, die zu den exekutiven Funktionen des Gehirns gehört, können wir durch Erziehung und Training fördern.

Hier sind ein paar Tipps, wie Sie Ihre Willenskraft stärken können, die aus den Experimenten stammen:

  1. Versuchen Sie, Bewusstsein zu schaffen. Ähnlich wie die Kinder im Experiment, müssen wir uns unserer täglichen „Marshmallows“ bewusst werden. Wie oft greifen wir zu einer Ablenkung, wenn wir uns eigentlich auf eine wichtige Aufgabe konzentrieren sollten? Deshalb halten Sie regelmäßig inne und fragen Sie sich: Wie häufig lassen Sie sich ablenken?
  2. Kontrollieren Sie Ihre Smartphone-Apps. Da uns digitale Helfer oft unterbrechen, sollten Sie sich Ihre Einstellungen ansehen und unnötige Benachrichtigungen deaktivieren. Nutzen Sie Apps, die Ihnen helfen, sich zu konzentrieren, und setzen Sie sich Zeiten, in denen Sie soziale Medien nutzen.
  3. Lernen Sie, mit Ihren Emotionen umzugehen. Langeweile und Stress sind oft Auslöser für unsere Handlungen. Daher kann man Achtsamkeit durch Meditation oder Tagebuch schreiben lernen, um besser mit Ablenkungen umzugehen.
  4. Planen Sie Pausen in Ihren Arbeitstag ein. Indem Sie Zeiten festlegen, in denen Sie Ihre E-Mails und Social Media checken, können Sie Ihre Handy-Nutzung einschränken und besser arbeiten, ohne überfordert zu werden.

Fazit

Motivation und Willenskraft sind essentielle Komponenten für die Leistungssteigerung. Die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse verdeutlichen, dass diese Fähigkeiten nicht nur psychologische Konstrukte sind, sondern auch tief in der Biologie unseres Gehirns verwurzelt sind. Wenn Ihre Mitarbeitenden diese Strategien anwenden, stärken sie ihre Willenskraft im Alltag und konzentrieren sich besser auf die wirklich wichtigen Aufgaben – ganz nach dem Prinzip des Marshmallow-Tests.

Sie möchten Ihre Willenskraft stärken? Erfahren Sie, wie Sie die Motiv- und Werteanalyse für die erfolgreiche Selbstführung nutzen. Indem sie sich mit ihren persönlichen Motiven und Werten auseinandersetzen, können sie nicht nur ihre Entscheidungen und Handlungen besser verstehen, sondern auch ihre Willenskraft stärken und zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen.

Quellen:

Ackerman C.E. Self Determination Theory and How It Explains Motivation: https://positivepsychology.com/self-determination-theory/

  1. Baumeister, Roy F., and John Tierney. Willpower: Rediscovering the greatest human strength. Penguin, 2012.
  2. Marshmallow-Test. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Belohnungsaufschub#Marshmallow-Test
  3. Shapiro J. Two Parts of the Brain Govern Much of Mental Life. Psychology Today, November 5, 2021: https://www.psychologytoday.com/us/blog/thinking-in-black-white-and-gray/202111/two-parts-the-brain-govern-much-mental-life

Selbstführung – 7 Tipps für einen erfolgreichen Führungsalltag

Selbstführung – 7 Tipps für einen erfolgreichen Führungsalltag

Selbstführung im Home Office ist eine besondere Herausforderung. Aber auch im Büroalltag gibt es etliche Situationen in denen der Arbeitsablauf stockt und die Effizienz sinkt. Mit nur sieben Fragen nähern Sie sich einer Selbstführung, mit der Sie sich wohler fühlen und Ihrer Arbeit einen nicht nur effizienten sondern auch sehr angenehmen Flow geben.

Selbstführung im Führungsalltag

Jede Führungskraft hat ihre eigene motivationale Ausgangsposition. Denken Sie an Ihre persönlichen Bedürfnisse und Motivationen, wenn Sie die sieben Tipps typgerecht bestmöglich für sich nutzen möchten.

 

Sieben Fragen für eine erfolgreiche Selbstführung

Ein wichtiger Bestandteil von vielen Führungsaufgaben ist zu wissen was wichtig ist. Auch in der Selbstführung ist es essentiell Prioritäten zu setzen. Wenn Sie sich über Prioritäten klar sind, können Sie sich der zeitlichen und strukturellen Selbstführung widmen. Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:

1. Womit verbringen Sie wie viel Zeit?

In einem ersten Schritt hilft es, ein oder zwei Mal pro Stunde zu notieren, was Sie in dieser Zeit getan haben. Es ist überraschend, wie viel Zeit einige Aktivitäten einnehmen, ohne dass Sie es so wahrnehmen. Das kann z. B. der Blick auf das Handy oder häufiges Checken der Mails sein. Nach spätestens zwei Wochen können Sie sehen, was Ihre Zeit verbraucht. Dieser Überblick ist die Grundlage, mit der Sie Ihre Aktivitäten neu und zielgerichteter strukturieren können.

 

2. Wieviel Zeit darf eine Aufgabe einnehmen?

Mit dem in Frage 1 beschriebenen Zeitüberblick werden Sie merken, dass Sie mit einigen Aufgaben mehr Zeit verbringen, als nötig. Probieren Sie, die Zeitfenster für Ihre Aufgaben so kurz wie möglich zu halten. Nähern Sie sich nach und nach einer wirklich realistischen Größe an.

 

3. Wie können Sie Aufgaben wirklich zeitlich effizient erledigen?

Zerlegen Sie größere Aufgaben in Teilaufgaben, die nicht länger als 30 Minuten dauern und stellen Sie einen Timer. Die bekannteste Methode heißt Pomodoro Technik. Sie empfiehlt nach 25 Minuten Arbeitsphase 5 Minuten Pause zu machen. Dies wiederholen sie noch zweimal, um dann nach 1,5 Stunden eine Pause von mind. 20 – 30 Minuten. Diese Intervalle sind als Pomodoro bekannt (das italienische Wort für Tomate), abgeleitet aus dem tomatenförmigen Timer, der hierfür entwickelt wurde (https://pomodoro-tracker.com).

 

4. Wie viele kleine Aufgaben lassen sich in einer Stunde erledigen?

Aufgaben wie den Desktop aufräumen, noch schnell Mails beantworten oder die Zettelwirtschaft klarieren, können enorme Zeitfresser sein. Wenn Sie die Aufgaben aber auf- und nicht dazwischen schieben, können Reibungsverluste minimiert werden: Nehmen Sie sich z. B. 60 Minuten Zeit, um diese kleinen oder administrativen Aufgaben zügig zu erledigen. Ziel sollte es sein, diese Arbeiten auf ein Minimum zu reduzieren oder zu delegieren.

 

5. Wie können Sie Aufgaben besser bündeln?

Setzen Sie sich Zeitfenster, in denen Sie ähnliche Aufgabenarten wie z. B. E-Mails schreiben, Telefonate tätigen oder persönliche Gespräche in einem Block durchführen. Sie können die Aufgaben auch inhaltlich gruppieren. Dadurch wird Ihr Arbeitsablauf viel flüssiger und Sie bearbeiten die jeweiligen Aufgaben konzentrierter und effizienter. So vermeiden Sie Unterbrechungen für das „schnell mal Mails checken“, da Sie feste Zeiten dafür festlegen.

 

6. Wie strukturieren Sie Ihren Tag?

Legen Sie Aufgaben, die besonders wichtig oder schwierig sind an den Anfang des Tages. Die Methode ist weitverbreitet als Mark Twains „eat the frog“ Taktik. Sie bewirkt, dass die Aufgabe nicht verschoben werden kann. Sie hat den tollen Nebeneffekt, dass Sie gleich am Tagesbeginn ein Erfolgserlebnis haben.

 

7. Welchen Vorteil haben Routinen?

Sie gewinnen Freiheit, wenn Sie Ihren Tag strukturieren, in dem Sie eine Morgen-, Mittags- und Abendroutine schaffen. Planen Sie z. B. abends für 15 min. die Aktivitäten für den nächsten Tag. Denn wenn Sie wissen, wann Sie welche Aktivität erwartet, gewinnen Sie Zeit und die Sicherheit nichts zu vergessen. Weiterer Vorteil: Sie können abends besser abschalten und frische Energie für den nächsten Tag tanken.

 

Selbstführung und Motive

Die ersten drei Fragen helfen Ihnen zu analysieren, wie Sie Ihre Aufgaben zeitlich am besten strukturieren. Darauf aufbauend tragen die vierte und fünfte Frage dazu bei, eine inhaltliche Struktur zu entwickeln. Weiterhin helfen Tipp 6 und 7 im Tagesverlauf Inhalte und Zeiten optimal aufeinander abzustimmen und damit in einen optimalen und leichten Arbeitsflow zu kommen.

Sie werden die besten Effekte von den sieben Methoden erleben, wenn Sie Ihre Motivstruktur kennen. Ihre Motive beeinflussen maßgeblich, wie leicht es Ihnen fällt, diese neue Struktur zur Einteilung und Priorisierung Ihrer Zeit zu implementieren. Sie könnten z. B. eher dazu neigen, Dinge auf sich zukommen zu lassen und Entscheidungen erst in der Situation spontan und aus dem Impuls heraus zu treffen (Motiv Flexibilität). Dann wird es Ihnen ggf. schwerer fallen, die oben beschriebenen Strukturen in Ihren Alltag zu integrieren. Möglicherweise ist Ihr Motiv Kontakt (das Streben nach Nähe und Kontakt zu anderen Menschen und nach Austausch, Kommunikation und Offenheit) sehr stark ausgeprägt. Dadurch sind Sie womöglich eher geneigt, sich durch Gespräche von Ihrer Arbeit ablenken zu lassen.

Das bedeutet, Sie haben die Möglichkeit, Ihre Arbeitsstruktur Ihren individuellen Motiven anzupassen. Denn wenn Sie es schaffen, grundsätzlich diese Strukturen für die gelungene Selbstführung umzusetzen, dann sind Sie in der Lage, die Motive auch innerhalb der gesetzten Arbeitszeiten oder in den Pausen gut anzusprechen. Sie können sich z. B. in den Arbeitsphasen einen kreativen, unstrukturierten Arbeitsflow schaffen oder im Team arbeiten.

 

Motive und Potentiale:

Die MotivationsPotentialAnalyse

Mit der MotivationsPotenzialAnalyse  können Sie sich klar werden, welche Motive Sie eigentlich haben. Die MPA ist ein ausgereiftes Werkzeug, das nicht nur Motive, sondern vor allem die darin enthaltene Kraft – das Potenzial – sichtbar macht.

Wenn Sie die Motive erkennen möchten und mit unserer Hilfe die wirkungsvollste Übersetzung in Taten erarbeiten wollen – sprechen Sie uns gerne an!

Testen Sie die MotivationsPotenzialAnalyse und erhalten Sie eine kostenlose Auswertung über 4 von 13 Motivkategorien: http://bit.ly/1DLYBnn