Führung und Macht: Ein Balanceakt für erfolgreiche Führungskräfte
5. Mai 2025 | Führungskompetenz
Dass Führung und Macht zusammengehören, löst bei einigen Führungskräften gemischte Gefühle aus. Doch in der Welt der Führung ist Macht ein unverzichtbares Element. Ist Macht etwas Positives oder Negatives? Wie kann man sie konstruktiv einsetzen? Und wie findet man die richtige Balance zwischen Machtausübung und Machtabgabe in Zeiten agilen Arbeitens? Diese Fragen beleuchtet der folgende Artikel.
Macht als neutraler Begriff
Zunächst einmal ist wichtig zu verstehen: Macht als Begriff ist neutral. Sie bedeutet im Kern einfach „machen können“. Je mehr Macht wir haben, desto mehr können wir erreichen. Macht ist gewissermaßen ein Potenzfaktor für unser Wirken. Unabhängig davon, ob wir unsere Macht förderlich und konstruktiv einsetzen oder nicht – sie potenziert unsere Wirksamkeit.
Warum Führungskräfte Macht brauchen
Wer Teams leitet, braucht Macht. Tatsächlich geht es in jeder Gruppe um die Macht. Erst die Klärung der Machtfrage ermöglicht effektives Arbeiten. In Paarbeziehungen und informellen Gruppen wird diese Frage oft unbewusst geklärt, in Organisationen muss sie bewusst adressiert werden.
Woher kommt Macht?
Macht erhalten Führungskräfte durch verschiedene Quellen:
- Belohnung: z.B. Lohnerhöhung oder Beförderung
- Bestrafung: z.B. Abmahnung oder Versetzung
- Legitimation: z.B. werden Hierarchien akzeptiert
- Expertise: Wissen und Erfahrungsvorsprung
- Information: Informationsvorsprung
- Beziehungsnetzwerke: Verbindungen zu wichtigen Personen
- Persönlichkeit: Vertrauen wird entgegengebracht
- Selbstzuschreibung: „Ich bin genau die richtige Person für diese Aufgabe“
Die Haltung zur Führung und Macht entscheidet
Der Umgang mit Macht zeigt sich in der grundsätzlichen Haltung zur Führungsaufgabe:
Unprofessionelle Führungskräfte…
- verstecken ihre Macht hinter vermeintlicher Kollegialität: „Ich bin einer von euch. Bitte tut mir nichts.“
- vermeiden es, Grenzen zu setzen: „Einschränkungen und Kontrolle sind nicht notwendig. Jeder weiß, was er wie zu tun hat.“
- verbergen ihre Absichten und stellen keine Forderungen: „Ich selbst will eh nichts von euch.“
- diffamieren Macht und verwechseln sie mit Härte, Starrheit und Gefühlskälte: „Ich bin keiner von den bösen Machthabern.“
Professionelle Führungskräfte sagen Ja…
- zu klaren Grenzen
- zu eigenen Absichten und Forderungen
- zu ihrer Macht
- zu ihrer Führungsaufgabe
Das Macht-Wertequadrat: Ein Modell zum Verständnis von Führung und Macht
Um Macht besser zu verstehen, hilft das Macht-Wertequadrat. Es zeigt vier Aspekte der Macht:
1. Die positiven Aspekte von Führung und Macht:
Macht ausüben: Die klassische Führungsrolle, bei der die Führungskraft Entscheidungen trifft und Verantwortung übernimmt
Macht abgeben: Die Fähigkeit zu delegieren und Verantwortung zu übertragen
2. Die negativen Seiten der Macht:
Macht missbrauchen: Die negative Übertreibung, wenn Macht um ihrer selbst willen ausgeübt wird
Ohnmacht erleben: Das Gegenteil von Machtausübung, wenn man sich handlungsunfähig fühlt
In der klassischen Arbeitswelt verteilen Führungskräfte die Aufgaben von oben an ihre Mitarbeiter – sie üben Macht aus. In der agilen Arbeitswelt geben sie Macht an ihre Mitarbeiter ab, sodass diese Aufgaben selbstständig übernehmen.
Macht abgeben in agilen Zeiten
Agiles Arbeiten erfordert heute, Macht abzugeben. Sich dafür bewusst zu entscheiden, ist aber auch ein Zeichen von Machtausübung. Wichtig dabei: Auch wenn Sie Macht abgegeben haben, müssen Sie „machtvoll“ darauf achten, dass damit gut und zielführend umgegangen wird. Die Macht der Kontrolle und Qualitätssicherung sollte nie abgegeben werden.
Fazit: Die Balance finden
Beim Thema Macht gelten vor allem zwei wichtige Aspekte:
- Wer Menschen führt, braucht Macht.
- Wer Menschen überzeugen, motivieren und für sich gewinnen will, muss gegebenenfalls auch bereit sein, Macht abzugeben.
Die Kunst erfolgreicher Führung liegt darin, diese Balance zu finden und Macht bewusst, reflektiert und situationsgerecht einzusetzen. Denn Führung und Macht gehören untrennbar zusammen. Nur so können Führungskräfte in der modernen Arbeitswelt nachhaltig erfolgreich sein.